Destilliertes Wasser
Widersprüchliches über das Lebensmittel Nummer 1 - hartnäckig über Jahrzehnte hinweg hieß es: Destilliertes Wasser darf man nicht trinken, davon können die Zellen platzen bzw. es verursache 'Magenbluten'. Immer häufiger hört man mittlerweile das Gegenteil - was für Batterien gut ist, soll inzwischen, glaubt man der "Fit-for-Life"-Bewegung aus den USA, auch für Menschen gut sein. Wichtigstes Argument: alle Schadstoffe werden entfernt.
Nein, destilliertes Wasser stellt keine Gefahr dar. Ein Irrtum, der von vielen kerngesunden Menschen längst widerlegt ist. Man glaubte, da destilliertes Wasser völlig frei von Mineralien ist, dass die körpereigenen Zellen die Konzentrationsunterschiede gelöster Teilchen auf beiden Seiten auszugleichen versuchen und sich daher bis zum Platzen mit Wasser füllen. Völlig mineralien- und salzfreies Wasser gelangt jedoch nicht in die Zellen, denn auch über feste Speisen kommen diese wichtigen Substanzen in den Körper und vermischen sich im Magen.
Welches Wasser ist gesund?
Inzwischen liest man immer wieder, dass gerade das destillierte Wasser besonders gesund sein soll. Es ist völlig frei von gerade jenen Stoffen wie z.B. Kalzium, die mit den Jahren zu Ablagerungen (die gefürchtete Verkalkung) in den Blutgefäßen führen. Die meisten Mediziner jedoch bestreiten den gesundheitlichen Aspekt des "reinen" Wassers. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) meint im Einklang mit zahlreichen Wissenschaftlern: "Die ausschließliche Verwendung von destilliertem Wasser kann bei einer einseitigen Ernährung zu einer Verarmung des Körpers mit Elektrolyten führen." Besonders bei Fastenkuren bekommt der Körper nicht mehr die lebensnotwendigen Mineralien. Zwei Beispiele: Ein Mangel an Magnesium führt zu Krämpfen und Herz-Kreislauf-Problemen - 300 Milligramm täglich gelten als empfohlene Menge. Kalzium braucht der Körper für den Zahn- und Knochenaufbau, pro Tag ca. 1000 Milligramm. Fehlt Kalzium, kommt es zu Knochenwachstumsstörungen und z u Knochenschwund (Osteoporose).
Schadstoffe im Wasser
Wie aber sieht es mit den Schadstoffen aus? Ein Argument der Befürworter von Aqua destillata ist, dass es völlig schadstofffrei sei. Und Schadstoffe wie Nitrat, Blei, Pestizide, das geben auch die Wasserwerke zu, sind im Trinkwasser enthalten, wenn auch die Grenzwerte streng überwacht werden. Beim zuständigen Wasserwerk sollte sich jeder einmal nach den kritischen Stoffen - in der Regel sind es 33 Einzelstoffe, darunter Blei, Chlor, Nitrat, erkundigen. Doch marode Bleileitungen in sanierungsbedürftigen Altbauten sieht nur der Fachmann, eine Sanierung ist meist sehr teuer.
Die Diskussion um Wasser ist eine Art Glaubenskrieg, bei dem eine gesunde Skepsis, wie sie von Ernährungswissenschaftlern gegenüber destilliertem Wasser geäußert wird, für jedermann sicher angebracht ist.
Filteranlagen
Kein Wunder, dass die Hersteller von Filteranlagen nicht über schwache Umsätze klagen, denn unabhängig von der Diskussion um destilliertes oder herkömmliches Wasser, Schadstoffe will niemand zu sich nehmen. Wichtig vor dem Kauf eines solchen "Trinkwassernachbehandlungsgerätes" ist die Analyse des hauseigenen Wassers.
Als gründlichstes Reinigungsverfahren gilt die Umkehrosmose: das Wasser wird durch eine halbdurchlässige Membran gedrückt, um so die gelösten Inhaltsstoffe zu trennen - bis zu 98 Prozent der Stoffe werden so herausgedrückt, weil ihre Moleküle zu groß für die Membran sind.
Destilliergeräte schließlich enthalten Heizelemente, die das Trinkwasser erhitzen. Der Dampf kondensiert beim Abkühlen und wird als Destillat aufgefangen. Schadstoffe und Mineralien bleiben zurück. Und genau diese Hersteller werben für diese Geräte mit dem Argument, der menschliche Körper könne in Wasser gelöste Mineralien nicht verwerten, diese würden im Körper dann abgelagert.
Gefährliche und ungefährliche Inhaltsstoffe des Wassers
Wasser, sei es nun natürliches Wasser aus Flüssen, Seen, Meeren, oder aufbereitetes Wasser, wie das Trinkwasser aus der Leitung, enthält eine Vielzahl an Inhaltsstoffen. Während das Regenwasser im Boden versickert, werden neben lebensnotwendigen Elementen wie Jod, Eisen, Calcium und Magnesium auch gesundheitlich unerwünschte Elemente wie Arsen und Nitrat im Wasser gelöst. Die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe des Wassers beeinflusst den Geschmack. Darüber hinaus löst es mit den Werkstoffen der Leitungen chemische Reaktionen z.B. Korrosion, aus. Aus Sicht der Wasserversorgungsunternehmen sind für die Schutzschichtbildung in den Wasserrohren Substanzen wie Calciumcarbonate erwünscht. Eisenverbindungen kommen aus hygienischer und geschmacklicher Sicht nicht in Frage. Neben natürlichen Inhaltsstoffen werden seit vielen Jahrzehnten Gewässer mit Schadstoffen verunreinigt. Insbesondere durch die intensive Landwirtschaft sind Gewässer und damit auch das Trinkwasser mit Chemikalien verschmutzt.
Besonders problematisch: Blei
Da Blei im Trinkwasser Gefahren für die Gesundheit birgt, sollen die Grenzwerte in ganz Europa stufenweise gesenkt werden. Eine neue Trinkwasserverordnung sieht vor, den Richtwert von derzeit 40 Mikrogramm je Liter auf zehn Mikrogramm je Liter im Jahr 2013 zu reduzieren - bis dahin soll ein mittlerer Wert von 25 Mikrogramm pro Liter gelten.
In Deutschland ist die Situation vor allem in Nord- und Ostdeutschland besorgniserregend. Hier häufen sich in einigen Gebieten die Grenzwertüberschreitungen immer noch. In der Gegend um Leipzig waren sogar mehr als 15 Prozent der Proben mit mehr als 40 Mikrogramm Blei je Liter belastet.
Ob die Grenzwerte jedoch überschritten werden, hängt davon ab, wie lange das Blei Zeit hat, sich aus der Rohrwand zu lösen. Ein Beispiel: Schon wenn der Wasserhahn eine Stunde lang nicht aufgedreht wird, steigt die Konzentration von Blei deutlich an.